Karl August Grafe, ein 1806 geborener Roßweiner, wohnhaft in Spielleiten in Niederösterreich, kannte die Situation nach dem Stadtbrand von Roßwein sehr gut. Er vermachte in seinem Testament von 1859 den Armen der Stadt Roßwein ein beträchtliches Vermögen von 240.000 Mark für eine gute Schulausbildung der Kinder.
Mit diesem Geld wurde das Grundstück, heute Jahnstraße 5, vom Senator Wild gekauft und 1870 eine Armenschule darauf errichtet. Es blieb auch noch so viel Geld übrig, das von den Zinsen 240 Kinder armer Eltern freien Schulunterricht erhielten, wenn nötig auch die Schulbücher.
Auf Grund dieses Geldsegens verfügte die Armenschule über eine bessere Finanzausstattung als die Erste und Zweite Bürgerschule und es kam zu Querelen. Der Rat der Stadt entschloss sich 1891 zum Bau eines Zentralschulgebäudes, in dem alle Kinder unterrichtet wurden.
In der Armenschule wurde 1893 die Baugewerkeschule gegründet. Sie entwickelte sich so gut, dass sie zu klein wurde und in der Döbelner Straße 65 ein Neubau nötig wurde. Heute lebt diese Tradition als Meister- und Technikerschule fort.
Nach dem Ende der Baugewerkeschule in der Jahnstraße etablierte sich hier die Sonntagschule, welche ausgebildeten Jugendlichen eine Weiterbildung ermöglichte. Heute ist dieses geschichtsträchtige Gebäude, welches gegenüber dem Kirchenportal steht, in einem renovierungsbedürftigen Zustand.
aufgeschrieben von Richard Thiele, Heimatverein Roßwein, 2022
(redaktionelle Anpassungen erfolgt)